Wenn plötzlich die Augen leuchten, die Stimmen ineinander greifen, wenn sich aus zwei oder drei verschiedenen Melodien ein zauberhafter, einzigartiger Klangraum öffnet, der mehr ist, als einfach nur Gesang.
Durch das kraftvolle Erheben der Stimme verändert sich etwas, das Erinnern an die in uns steckende Urkraft aktiviert manchmal ungeahnte Potenziale, die Befreiung aus dem "Leise -Sein -Müssen", das Stärken der Stimmbänder zeigt bisweilen noch Wochen nach einem Jodelkurs seine Wirkung.
Mehrstimmiges Jodeln basiert auf harmonischen Dreiklängen, die Stimmen vom Tal verschmelzen auf manchmal dissonant anmutende Weise mit den Stimmen vom Berg. Der Raum füllt sich mit Klang, die Stimme wird stark und die Seele weit.
Es werden überwiegend Jodler gelernt, die aus einfachen (und manchmal nicht so einfachen) Silbenklängen bestehen, die sozusagen "ineinander rein" gejodelt werden, wodurch sich in der Gesamtheit ein wunderbarer Vielklang entfaltet.
Es gibt die "Miteinand"-Jodler, bei denen laufen die Stimmen parallel, oft im Abstand einer Terz. Dann die "Gegeneinand"-Jodler, bei denen nicht nur die Melodie gegenläufig ist, sondern oftmals auch die Silbenklänge. Und die "Nacheinand"-Jodler, die, ähnlich wie beim Kanon, im kurzen Abstand nacheinander angestimmt werden. Sozusagen ein Echo-Gesang.
Jodelschlag oder Kehlkopfschlag: Ab einer bestimmten Tonhöhe, die individuell verschieden ist, kippt die Stimme beim laut Singen ins Falsett. Beim Jodeln wird genau dieses "Umkippen" genutzt, um den typischen Jodelschlag zu erzeugen. Dieses Kippen der Stimme ist ein natürliches Phänomen, das im klassischen Gesang verlernt wurde. Am Anfang jedes Kurses gibt es dazu einige einfache Übungen, die auch meist die Lachmuskeln stimulieren!
Der Juchizer: Das ist der ursprüngliche "Freudenschrei", der oben anfängt und sich dann nach unten bewegt, "Juuuuhuuhuhuu"
Ein Ursprung des Jodelns war die Kommunikation von Hirten und Sennern in und mit den Bergen, der Natur. Darum sind sie meist langsam, getragen, da das Echo mit einbezogen wurde. Wer hat noch nie in den Bergen mal einen lauten Schrei von sich gegeben, der dann vervielfältigt zurückkam? Nun hatten die Hirten soviel Spaß am Jodeln, dass sie, wenn sie sich im Winter trafen, anfingen sich gegenseitig etwas vorzujodeln. Daraus entwickelten sich die mehrstimmigen Jodler, die heute "wiederentdeckt" werden. Eine andere Variante besagt, Jodler waren Musikstücke, die, da viele Menschen damals keine Musikinstrumente besaßen, sie sich die Geigen- und anderen Instrumentpassagen vorsangen, wenn sie nach einem Fest wieder zu Hause waren.
Der Älteste, mir bekannte, aufgeschriebene Jodler ist ca. 200 Jahre alt.
Und solche Jodler besitzen eine gewaltige Ur-Kraft, die die Sänger und die Zuhörer in Bann zieht.
Gute Laune ist fast garantiert. Ich glaube, in wenigen Gesangsstunden wird soviel gelacht wie beim Jodeln üben!
Und wenn wir draussen in der Natur jodeln oder singen, gibt es immer wieder diese "magischen Momente", wo auf einmal alles ringsumher ganz still wird und lauscht, oder die Tiere anfangen, sich zu zeigen, Dir selber ein wohliger Schauer über den Rücken geht und Du einfach Glücksmomente erlebst. Im Einklang sein mit Dir und dem, was Dich umgibt - das geht gar nicht so schwer!
Immer wieder darf ich erleben, wie in Jodelkursen in kürzester Zeit aus ganz "normalen" Gesichtern strahlende Gesichter werden, die Augen anfangen zu leuchten, die Herzen aufgehen und der meist bunt gewürfelte Haufen Fremder sich anfühlt wie ein bunt gemischter Haufen Freunde. Jodeln ist etwas total Uriges, und das mehrstimmig zusammen Singen (und Lachen) öffnet ein Art von Kommunikation, die in der heutigen Zeit leider selten, doch dringend notwendig ist. Und da es keine Texte sind, die gesungen werden, sondern eigentlich Silbenklänge, fällt die ganze Kopflastigkeit auch noch weg. Und noch was: Jodeln ist laut. Und das ist gut so.
"Back to the roots" - mit dem Ausspruch begeben sich viele Menschen auf eine lange Wanderschaft, suchen ihre Wurzeln bei indischen Gurus, bei afrikanischen Priestern, bei den Indianern Nordamerikas, bei tibetischen Mönchen...
Das mag für viele Menschen richtig, wichtig und gut sein.
Für mich, die ich auch eine kleine Odyssee über die Kontinente hinter mir habe und womöglich für Andere auch, geht es viel einfacher:
Oafach auf's Bergal auffi und abigjodlt!
Da spürst Deine Wurzeln, den Himmel und Dich selber!
Die Jodelschule als Räumlichkeit gehört wegen Umzug der Vergangenheit an. Doch sie ist immer noch dort, wo ich mich befinde! Egal ob draußen, im Gasthaus, oder sonstwo. Man kann mich auch einladen!
Sollte sich eine Gruppe von wenigstens 6 Personen finden, bin ich bereit, zu Euch zu kommen. Natürlich sollten passende Örtlichkeiten vorhanden sein.
Fragt mich einfach!
Eine "Ode" an das Jodeln:
Afrika-Chor, mongolischer Obertongesang, indische Mantras-das klingt alles ganz vertraut mittlerweile, das ist schließlich Kultur! Aber Jodeln? Huch, wie exotisch? Oder ooch, wie bieder!
Jodeln ist gewiss ein kulturelles Gut, sogar ein deutsches, unter anderem. Soweit man die Bayern mit ihrer verschrobenen Sprache und ihren teils archaisch anmutenden Bräuchen als deutsch wahrnimmt... :-) (da komm ich her!)
Aber: ja! Gar nicht unähnlich einem afrikanischen Chor, der mit unbekannten Silben ein faszinierendes Klangbild malt, entsteht dies auch beim Jodeln. Ineinander verwobene Melodien, ungewöhnliche Tonfolgen, sich überschlagende Stimmen; und dabei nicht bedeutungsschwer in der Aussage, sondern meist Ausdruck reiner Lebensfreude. Der Geschmack von Weite auf einem Berggipfel, vehallend im Echo, verspielt in den Klangweisen und rhythmisch kaum auf ein Notenblatt zu bannen.
Nicht wirklich schwer zu erlernen, unabhängig von der Landschaft, Kellerräume und Tunnel, Fabrikhallen bis hin zu Kirchen geben ein ausgezeichnetes Ambiente. Doch ein Wirtshaus ist auch geeignet!
Jodeln ist in seiner archaischen Form ein faszinierendes Klangerlebnis, eine Besonderheit liegt sicher in den meist aus voller Brust getönten Silben, die in ihrer schlichten Urgewalt direkt das Herz berühren.
Jodeln? Ach, das! Schnellsilbige Zungenbrecher, von einer Person intoniert, mit Volksmusik und Biertischen im Hintergrund... Auch das ist Jodeln, eine Form von schwer erübter Mundakrobatik, geeignet zur Verblüffung und staunendem Applaus.
Es glauben immer noch viele Menschen, dies wäre das eigentliche Jodeln. Diese Jodelform ist schon die schwierigere Kunst, sie bedarf virtuoser Übung und kann doch nur von einer Person und nicht von mehreren gleichzeitig ertönen.
Dem Jodeln in seinen landschaftlich und kulturell verschiedenen Ausdrucksformen ist eines gemeinsam: Es ist geprägt von Lebensfreude, kann allerdings in der Seelentiefe durchaus zu Tränen rühren, ist Vielklang im Einklang, es reicht von virtuosen Zungenbrechern bis zur schlichten Einfachheit in der Urform des Gesanges. Noch kürzer? Jodeln ist schöööööön!
Cordula, am 18.7.2017